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Wirtschaftliche Entwicklung

Wirtschaftliche Entwicklung

Mit dem Einsetzen des Massentourismus um 1860 beginnt die Erfolgsgeschichte der Pension Felsberg.

In der Belle Epoque (1885-1914) wird sie stark ausgebaut und erreicht ihre Maximalgrösse vor dem ersten Weltkrieg.

Angebot: Anzahl Betten und Übernachtungen

Jahr Betten Total1 davon in Privathäusern Übernachtungen2
1860 16 Zimmer3
1870 28 Zimmer 4
1877 38 Zimmer / 45 Betten5
1881 506
1884 55-607 2-77
1885 13 zusätzliche Betten8
1886 509 2-810
1887 5511 812
1888-1894 5513 2-813
1895 5514 1914
1896 5515 1314
1899 9416 9
1900 9717 9
1901 8017 9
1902 10418 9
1904 14117  2519
1906 15017
1908 150
1911 150
1912 12209
1913 15185
1914 7914
1915 2897
1919 14020
1920 8098
1921 13021 12757
1922 12230
1923 14285
1924 120 15357
1927 15559
1928 130 16049
1929 17569
1930 19171
1931 13022 16800
1932 130 3408
1933 4250
1934 11822
1935 9207
1936 11023
1938 19748
1940 110 1105
1943 7024
1944 1025
1947 2

Die Anzahl und die Orte der privat vermieteten Betten lässt sich sehr genau bestimmen, da für diese jährlich separate und wechselnde Gebühren zu bezahlen waren26.

Saisonale Auslastung

Der Luzerner Tourismus war auf die Sommermonate ausgerichtet. Von Juli bis September konnte mit einer guten Auslastung gerechnet werden.27 Als Hochsaison galt die Zeit vom 1. August bis 10. September.28 Offenbar fanden sich aber auch im Winter Gäste.

Lucerne in Winter, Stereo-Travel Co., 1908. Stereo-Fotographie (Privatbesitz)

Die Öffnungszeiten wurden zeitweise den Frequenzen angepasst: Ab 1909 war der Betrieb jeweils 3 Monate (Dezember, Januar und Februar) geschlossen.29 Die Saisonschliessung resp. Hinweise auf die Eröffnung zeigt sich jeweils auch in den Einträgen in den Fremdenlisten.30

Hinweise auf die saisonale Auslastung ergeben sich aus der Anzahl der Beschäftigen.

Nachfrage und Kosten: Von Krise zu Krise

Ende 1915 hatte die Krise auch den Felsberg erreicht. Nachdem die Pension "von jeher fast ausschliesslich von Engländern besucht" worden war, war "diese Kundschaft diesen Sommer total ausgeblieben. In normalen Zeiten ist die Pension Felsberg durchschnittlich von 150-170 Personen besucht, dieses Jahr waren es keine 15." Dem Gesuch um Gebührenerlass wurde nicht stattgegeben, es gab einen Rabatt von 25%. Diesen Rabatt erhielt sie auch für 1916. 1917 beherbergte sie französische Internierte, weshalb der Rabatt nur noch 10% betrug, für 1918 dann 15%.31

In diesen Jahren 1914/1915 gab es deshalb auch verschiedene Verhandlungen um den Verkauf von Teilen des Grundstücks (östlicher Teil) an die Schweizerische Gesellschaft für Kranken- und Wöchnerinnenpflege für den Bau eines Sanatoriums. Sie blieben aber erfolglos.32

1919 konnten Forderungen betr. Gebühren und Steuern nicht bezahlt werden und eine Erhöhung der hypothekarischen Belastung der Liegenschaft zur Sicherstellung 33 kam mangels Zustimmung von anderen Gläubigern nicht zustande34.

Das Hotelsterben (oder genauer Pensionensterben) hatte in diesen Jahren ein grosses Ausmass angenommen, alleine 1920 mussten in Luzern 14 Pensionen schliessen, darunter mit den Pensionen Gyger, Villa Maria, Rhätia, Sommerau und Friedau mehrere in der näheren Umgebung des Felsberg.35

1925 gab es ein Sanierungsprojekt der Schweizerischen Hotel-Treuhand-Gesellschaft: Deren Bericht sieht finanzielle Probleme, da man die Zinsen nicht mehr habe bezahlen können, wie auch bauliche: "Der Zustand der Gebäude ist teilweise sehr reparaturbedürftig, da während dem Kriege keine Renovationen mehr vorgenommen werden konnten. Im Jahre 1918 musste die Hotelstundung verlangt werden; sonst sind keine Sanierungen erfolgt." Man ist aber optimistisch, die Notlage sei durch die gesunkenen Frequenzen begründet: "Wenn einmal die durch den Krieg aufgelaufenen Zinse getilgt und die notwendigen Reparaturen vorgenommen sind, wird die Rendite voraussichtlich wieder eine stabile sein."
Die Sanierung konnte 1925 nicht wie geplant durchgeführt werden, u.a. da man sich mit den den Gläubigern (Luzerner Kantonalbank etc.) nicht einigen konnte,36 sie erfolgte dann 1926.37

1928 bat man beim Kanton erneut um Gebührenreduktion, da "bei uns die Saisons immer kürzer werden und sich meist nur noch auf 6-8 Wochen Vollbetrieb konzentrieren" und die Pension gegenüber anderen Häusern wegen ihrem "altmodischen Betrieb" im Nachteil sei.31

1932 bat man um Gebührenreduktion, da die Einnahmen 1931 gesunken seien und man mit einem "katastrophalen" 1932 rechne 31. Zudem seien grosse Zahlungen der britischen Reiseagentur von Henry Lunn nicht eingetroffen und abzuschreiben: Weiterhin kamen die meisten Gäste aus England. Diese Reduktionen wurden auch für die folgenden Jahren bis 1935 gewährt. Für 1936 verzichtete die Pension auf eine Herabsetzung der Gebühren, da man "trotz der sehr niedern Pensionspreise eine verhältnismässig gute Saison gehabt" habe.

Die nächsten Reduktionen folgten dann für die Jahre 1940-1943.

In den 1940-er-Jahren war das Hotel immer noch auf der offiziellen Liste aufgeführt. Die Pension war jedoch nicht mehr auf dem Neuesten Stand und gehörte nun zur untersten Klasse. Es gab keine Zimmer mit Privatbad, nur ein Teil der Zimmer verfügte über fliessend Wasser.38

 

Diese Seite zuletzt geändert: 2021-08-09

  1. sofern nicht angegeben aus: STALU AKT 47/1642[]
  2. Zahlen 1912-1924 aus Bericht und Antrag an den Verwaltungsrat der Schweizerischen Hotel-Treuhand-Gesellschaft, Sanierungsberichte, 23.11.1925, BAR E9500.266#2010/262#73*, Seite 577; Zahlen 1927-1940 aus STALU AKT 47/1642[]
  3. STALU AKT 37/58A.1[]
  4. STALU AKT 37/58A.4[]
  5. STALU AKT 37/58A.6[]
  6. Fremdenblatt, 1881-08-04[]
  7. STALU AKT 37/58B.3[][]
  8. STALU AKT 37/58B.4[]
  9. STALU AKT 37/58C.1[]
  10. STALU AKT 37/58C.1+2[]
  11. Die 50 bisherigen plus 5 im neu zu erstellenden "Conversationshaus", STALU AKT 37/58C.2[]
  12. STALU AKT 37/58C.2[]
  13. STALU AKT 37/58C.2-6[][]
  14. STALU AKT 37/58C.7[][][]
  15. STALU AKT 37/58C.8[]
  16. STALU AKT 47/1348 resp. Regierungsratsprotokoll Nr. 698 vom 24. April 1899[]
  17. STALU AKT 47/1348[][][][]
  18. Auszug aus Regierungsrats-Protokoll 12.5.1902, in STALU AKT 47/1642[]
  19. Regierungsrats-Protokoll Nr. 1520 vom 27.8.1904 und STALU AKT 47/1642[]
  20. 10 Betten weniger, da Chalet Reseda privat vermietet wurde[]
  21. 20 Betten weniger, da Chalet Reseda und Parterre-Etage der Villa als Privatwohnung vermietet[]
  22. Fremdenblatt 1931-07-23[]
  23. 20 Betten weniger nach Umbau der Villa in Privatwohnungen[]
  24. Fries, S. 70[]
  25. nach dem Verkauf blieben noch 10 Betten in der Villa an der Felsbergstrasse 20[]
  26. in STALU AKT 47/1642[]
  27. Huber, S. 179[]
  28. Werner Merki, 50 Jahre Hotelier-Verein und Offizielles Kurkomitee 1957-1957. Luzern 1957. S. 19[]
  29. Patentgesuch vom 26.12.1908, STALU AKT 47/1642.[]
  30. z.B. in Süd und Nord 14.2.1912[]
  31. STALU AKT 47/1642[][][]
  32. STALU PA 495/157 und STALU Archiv St.Anna (noch nicht detailliert erschlossen, prov. Signatur B1/2).  []
  33. die genaue Bedeutung der sog. Pfandstundung wäre noch zu klären: siehe bundesrätliche Verordnung vom 27. Oktober 1917 betr. Ergänzung und Abänderung der Bestimmungen des SchKG über den Nachlassvertrag (PfStV) []
  34. Protokoll des Regierungsrats vom 1.2.1919 und 5.2.1919, in STALU AKT 47/1642[]
  35. ausführlicher: Werner Merki, 50 Jahre Hotelier-Verein  Luzern und Offizielles Kurkomitee 1907-1957, Luzern 1957 (darauf basierend: Das Hotelsterben in Luzern, in: Vaterland, 13.11.1957) []
  36. Bericht und Antrag an den Verwaltungsrat der Schweizerischen Hotel-Treuhand-Gesellschaft, Sanierungsberichte, BAR E9500.266#2010/262#73*, Seiten 577-581 (23.11.1925) und 642-643 (10.12.1925) []
  37. Bericht und Antrag an den Ausschuss der Schweizerischen Hotel-Treuhand-Gesellschaft, Sanierungsberichte, BAR E9500.266#2010/262#74*, Seite 40 (20.1.1926), ebenso Protokollbuch BAR E9500.266#2010/262#23 []
  38. Offizielles Verzeichnis der Hotels und Pensionen 1941, hrsg. vom Hotelier-Verein Luzern. Ebenso 1945. SALU D 15[]
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