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Anna Grob, Privat-Lehrerin, Gesellschafterin

Anna Barbara Grob1 (auch Nanette oder Nina genannt) wurde 1829 in Luzern geboren. Ihr Vater Xaver Grob hatte 1834 in Luzern am See das Hotel Schwanen eröffnet und damit  gewissermassen den Startschuss für den Aufbau der Luzerner Hotellerie des 19. Jahrhunderts gegeben.2

Etikett auf dem Buchdeckel des Rezeptbuches «Express Recepte Prima Frijsenberg - Felsberg» von Anna Grob (StAZG P 91.5)

Ihre Biographie wäre noch zu erforschen: 1851 erhielt sie ein Zeugnis des «Institut de Demoiselles de Daulte-Cornu à Grandson».3 Danach scheint sie in Hamburg4, bei der dänischen Adelsfamilie Frijs in Frijsenborg (Dänemark) und in Schweden gearbeitet zu haben.5 Nach 18 (?) Jahren Arbeit als Gouvernante kehrte sie 1862 nach Luzern zurück.6 1866 wurde sie als Lehrerin für Französisch an die Höhere Töchterschule in Luzern gewählt,7 blieb dort aber nur kurz.

Ab etwa 1870 soll sie als Gesellschafterin zu Jeannette Pietzcker auf den Felsberg gekommen sein,8 dieses Angabe wäre noch zu prüfen. Sicher ab ca. 1891 bis zu ihrem Tod 1911 war Anna Grob an der Felsbergstrasse 15 angemeldet - auf der Liste im Häuserverzeichnis der Stadt Luzern gleich an zweiter Stelle nach Jeannette Pietzcker!9 Als Berufsbezeichnung steht hier «Privat», in anderen Quellen wird sie als Privat-Lehrerin10 oder als Gesellschafterin bezeichnet. In späteren Jahren vertrat sie Margaretha Pietzcker, erledigte in ihrer Abwesenheit ihre Korrespondenz und wurde auch mal aus «Tante» bezeichnet. Vielleicht kochte sie auch ausserhalb der Saison aus ihrem Rezeptbuch?

Offenbar verbrachte sie ihren Lebensabend in der Pension als Dauer-Gast. Bei der Erbteilung 11 gab es u.a. Forderungen für Ihren Aufenthalt in der Pension - durchaus vertretbar: 1904 war ihr Vermögen durch die Steuerbehörde auf Fr. 12'000.- geschätzt worden.12 In hohem Alter hatte Sie einen Hirnschlag erlitten, lebte aber bis zu ihrem Tode 1911 in der Pension Felsberg. Sie benötigte nun aber eine eigene Betreuungsperson.13

Theophil Sauner, Küchenchef

Theophil Sauner14 wurde 1869 als Sohn des Jean Thiebaut und der Margaritha geb. Messerlin in Niederspechbach, Kreis Altkirch, Oberelsass geboren.15 Seine Kochlehre absolvierte er 1884-1886 im Hotel des Ménagères in Belfort. Anschliessend machte er verschiedene Aufenthalte in Neuhausen, Genoa, Basel, Paris. Ab Ende 1891 bis 1893 war er im Hotel Savoy in London unter dem berühmten Koch A. Escoffier tätig. Weitere längere Aufenthalte brachten ihn ins Grand Hotel Rome nach Rom bis er schliesslich eine feste Anstellung im Grand Hotel National in Luzern erhielt wo er vom 1895 bis 1920 als Koch und anschliessend als Chef Koch tätig war.

Im Jahr 1929 arbeitete er für gerade einmal 4 Wochen als Küchenchef in der Pension Felsberg und füllte hier offenbar eine Lücke: Von April bis Juni 1929 gab es einen Koch,16, von Juli bis Oktober gab es einen anderen Küchenchef. Kurze Einsätze scheinen im Tourismus durchaus üblich gewesen zu sein.

Zeugnis für Theophil Sauner als Küchenchef der Pension Felsberg, ausgestellt durch Marg. Pietzcker, Juli 1929 (in Privatbesitz)

 

Diese Seite zuletzt geändert: 2019-05-27

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  1. Dieser Abschnitt basiert auf ihrem Nachlass im Staatsarchive, StAZG P 91. Der Bestand (im Umfang von 2 Archivschachteln) umfasst u.a. Korrespondenz an Anna Grob, persönliche Dokumente, ein Rezeptbuch «Express Recepte Prima Frijsenberg Felsberg», aber auch Korrespondenz von Pensionsgästen an Anna Grob und an Margaretha Pietzcker[]
  2. vgl. auch den Nachruf im Luzerner Tagblatt 30.4.1911. Die Angaben sind aber mit Vorsicht zu geniessen: Arbeitete sie wirklich nach Ihrer Ausbildung an den Stadtschulen in Luzern, oder erst 1866? War sie wirklich 18 Jahre in Frijsenborg?[]
  3. STAZG P91.1[]
  4. «Erinnerungsbuch für die liebe Nannette Grob von der Familie Gabain in Hamburg am 14. Sept. 1851». Widmung und Gedichte von Schülern von Anna Grob, STAZG P 91.4[]
  5. vgl. auch 3 Arbeitszeugnisse, beglaubigt 1855-1866, in STAZG P 91.2, und die diverse Korrespondenz im Nachlass[]
  6. Niederlassungsbewilligung zusammen mit Ihrer Schwester Franziska Grob, STALU AKT 313/2377[]
  7. STAZG P 91.3 und STALU AKT 34/345 F: Die Wahl erfolgte für ein Probejahr; sie ist nur 1867 im Staatskalender aufgeführt[]
  8. vgl. Nachruf; müsste mit Hilfe der Korrespondenz noch überprüft werden[]
  9. Häuserverzeichnis Felsbergstrasse, SALU B3.22/B3.92; auch im Adressbuch der Stadt Luzern ist sie jeweils auf dem Felsberg 634b wohnhaft verzeichnet[]
  10. Steuerrechnung 1904, StAZG P 91.8[]
  11. vgl. die umfangreicheren Unterlagen in StAZG P 91.8[]
  12. Steuerrechnung 1904, StAZG P 91.8; die Unterlagen zur Erbteilung müssten noch genauer bearbeitet werden; gemäss Nachruf erhielt sie eine Rente aus Frijsenborg[]
  13. Vgl. die Bewerbungen als Hausmädchen auf eine Inserat von Anna Grob, 1910 (StAZG P 91.7); zudem in StAZG P 91.63 ein nicht signierter Brief-Entwurf, in dem sie ihre Situation beschreibt, dass sie nach einer Apoplexie ein Hausmädchen benötige, das ihr im Alltag hilft, im gleichen Zimmer schläft etc.[]
  14. Dieser Abschnitt basiert auf einer freundlichen Mitteilung seines Enkels Bernhard Sauner, Mai 2019[]
  15. zu seiner Biographie: Geburt 29.1.1869. Heirat am 17.10.1903 in Luzern mit Marie Josefa Blättler von Hergiswil NW, mit der er zwei Söhne hatte. Seine Frau verstarb kurz nach der Geburt des zweiten Sohnes im Jahre 1912. Im Jahre 1921 heiratet er wieder, diesmal die Schwester seiner verstorbenen Frau, Anna-Maria Blättler. Bisher deutscher Staatsangehöriger, wurde er 1918 zusammen mit seiner Familie Bürger der Stadt Luzern. Erlebte bis zu seinem Tod 1953 in Luzern[]
  16. Häuserverzeichnis Felsbergstrasse, SALU B3.22/B3.92[]
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