Ansichtskarten als Quelle
Dass es sich beim «Felsberg» um eine öffentliche Pension handelte, eröffnete eine wunderbare Quellengattung: Ansichtskarten.
Die Pension liess Ansichtskarten herstellen, denn sie wurden von den Gästen nachgefragt und waren einer gute Methode der Werbung.
Die Gäste wollten die Daheimgebliebenen grüssen. Sie schickten die Ansichtskarten in ihre Heimatländer, vielleicht beschrieben sie darauf auch ihren Aufenthalt in der Pension. Oder sie nahmen die Karten als Souvenirs nach Hause.
Von den EmpfängerInnen wurden sie gesammelt, kamen Jahrzehnte später zu Ansichtskartenhändlern und können nun heute die Dokumentation zur Pension ergänzen. Waren in der Literatur bisher etwa 5-10 Postkarten bekannt, könnten über die Jahre über 30 Karten gefunden werden.
Frühe Ansichtkarten
Abbildung links: Die frühen Ansichtskarten der Pension sind in der Regel daran zu erkennen, dass die eine Seite nur die Empfänger-Adresse, Briefmarke und Poststempel umfasst. Dieses Beispiel ist interessant, da es französisch beschriftet ist («République française / Carte postale»), auch die etwas unprofessionell gestaltete Vorderseite deutet darauf hin, dass es sich um einen «Prototypen» gehandelt haben könnte?
Abbildung rechts: Erst ab 1905 war eine geteilte Adress-Seite erlaubt.
Die andere Seite der Karte enthielt das Bild, eine Bildbeschriftung und den Gruss-Text. Die Bilder waren meist noch einfarbig gedruckt und eher klein. Erst später wurden auf der Bild-Seite Fotos verwendet.
Zur Geschichte der Ansichtskarten vgl. auch den Artikel in Wikipedia oder die Arbeit von Mente, Ansichtskarten sind Ansichtssache – Bilder, Grüsse und Metadaten ]
Fotomontagen
Um alle positiven Seiten der Pension herauszustreichen, mussten Fotos gelegentlich auch neu montiert werden: Der Pilatus musste zu sehen sein, die wichtigsten Gebäude nebeneinander stehen.
Kolorierte und mehrfach verwendete Aufnahmen
Durch Kolorieren liessen sich schwarz-weisse Aufnahmen verbessern - je nach Stimmung mit blauem Himmel oder bewölkt. So liess sich eine gute Aufnahme mehrfach verwenden.
Vorgedruckte Ansichtskarten - Werbung für das Reisebüro
In diesem Beispiel macht auch das Reisebüro Cook Werbung für ihre Charter-Reisen mit dem Sonderzug von England in die Schweiz.
Einzelstücke
Es gibt Ansichtskarten, die bei vielen Händlern auftauchen. Es gibt andere, die sehr selten scheinen.
Wurden sie nur in einer kleinen Auflage gedruckt, da der Tourismus gerade in einer schlechten Phase war?
Oder war des Motiv für die Pension (die die Karten ja herstellen liessen) zu wenig werbend, weil es nur ein unscheinbares Haus zeigte, nur den Garten, nur die Rückseite? Befürchteten die Gäste, dass sich die Daheimgebliebenen damit nicht beeindrucken liessen?
Ansichtskartenverlage
Die Ansichtskarten wurden durch verschiedene Verlage hergestellt.
Aus Luzern stammten sie meistens von «E. Goetz, Kunstverlag, Luzern», mehrfach auch vom «Verlag Globetrotter AG». Ein Mal findet sich ein «E. Klein, Stadthof, Luzern».
Mehrfach produzierte auch der «Kunstverlag Frobenius AG, Basel». Weitere Einzelstücke stammen z. B. von «Huber, Anacker & Co in Aarau», von «Gebr. Baumann».
Häufig sind die Karten mit den Verlagsnummern eindeutig identifizierbar. Einige Karten sind aber weder mit Verlag noch Nummer identifiziert.
Weiterführend
Die Literatur über Ansichtskarten / Postkarten ist zahlreich. Deshalb hier nur ein Beispiel, dessen Literaturverzeichnis aktuell ist. Neben allgemeinen Themen widmet sich die Schrift im Besonderen der archivischen Erschliessung von Ansichtskarten:
Michael Mente, Ansichtskarten sind Ansichtssache – Bilder, Grüsse und Metadaten. Über den Wert topografischer Ansichtskarten in Archivbeständen und Einsichten in Fragen ihrer archivischen Erschliessung. Chur, 2016 (= Churer Schriften zur Informationswissenschaft, 81) (online als PDF)
Diese Seite zuletzt geändert: 2024-05-18